Funktechnik (Grundlagen)

Es gibt kaum einen Bereich, wo wir auf die drahtlose Übertragung von Sprache und Daten verzichten können. Egal ob Fernsehen, Radio, Mobilfunk oder Computernetzwerke. Überall ist die Funktechnik Bestandteil unseres Lebens. Die Funktechnik erlaubt uns die drahtlose Übertragung von Daten über die Luft.

Was uns so alltäglich erscheint ist mit verschiedenen physikalischen Effekten und komplizierter und empfindlicher Technik verbunden. Die physikalischen Vorgänge werden zur verständlichen Erklärung im folgenden vereinfacht dargestellt.

 

Was ist Funktechnik?

Heinrich Hertz hat als erster demonstriert, wie elektrische und magnetische Felder zur Übertragung von Nachrichten genutzt werden können. Damals, 1886, gab es noch keine Elektronenröhren oder Transistoren. Deshalb wurde mittels einer Funkenstrecke das Sendesignal erzeugt. Erst später fand man heraus, dass mit langen Drähten die Reichweite der Signale, den Funkwellen, gesteigert werden kann. Die Funkenstrecke starb aus, die Antenne war geboren, der Name Funk blieb. Und deshalb wird jede technische Einrichtung, die elektrische und magnetische Felder zur Übertragung von Daten oder der Kommunikation genutzt wird, der Funktechnik zugeordnet.

Was ist eine Antenne?

Per Definition ist eine Antenne eine Sende- und Empfangseinrichtung für elektromagnetische Wellen. Genau genommen ist eine Antenne ein metallischer Wandler für eine elektromagnetische Welle zwischen einer Leitung und dem freien Raum. Antennen empfangen elektromagnetische Wellen und senden bzw. strahlen sie ab. Angeschlossen wird die Antenne wie ein Zweipol. Der Prinzip-Aufbau ist aber ein Vierpol, wobei zwei Pole keine feste physikalische Verbindung haben. Stattdessen hängen sie im freien Raum.

Wie entstehen Funkwellen?

Funkwellen entstehen nicht von selbst. Zur Erzeugung von Funkwellen ist ein Schwingungserzeuger notwendig. Das kann ein Oszillator sein, der die sogenannte Grund- oder Trägerwelle erzeugt. Es handelt sich dabei um einen physikalischen Effekt. In der Elektronik spricht man in der Regel aber nicht von Wellen. Denn Funkwellen sind Frequenzen.
Der Oszillator erzeugt ein Wechselspannungssignal mit einer bestimmten Frequenz. Ab einer bestimmten Anzahl von Schwingungen in der Sekunde (Frequenz) neigen elektrische Signale dazu in den freien Raum abzustrahlen. Frequenzen (f) werden in der Einheit Hertz, kurz Hz, angegeben. Heinrich Hertz dient hier als Namensgeber.

Was hat es mit der Trägerfrequenz auf sich?

Die Trägerfrequenz, die vom Oszillator erzeugt wird, ist noch keine Information. Die Information muss erst in Form einer anderen Frequenz auf die Trägerfrequenz im Huckepackverfahren aufgesetzt werden. Erst dann können Informationen, in der Regel unterschiedliche Zustände in codierter Form, übertragen werden. Diese Verfahren nennen sich Modulation. Die bekanntesten Modulationsverfahren sind die Amplitudenmodulation (AM), die Phasenmodulation (PM) und die Frequenzmodulation (FM). Die Frequenzmodulation wird z. B. bei der Übertragung der analogen UKW-Radiosender verwendet.

Wie war das noch mal mit Schwingung und Frequenz?

Die Anzahl der Schwingungen, also Funkwellen pro Sekunde, werden als Frequenz (f) mit der Einheit Hertz (Hz) angegeben.

Formel zur Berechnung der Frequenzin HzFormel zur Berechnung der Periodendauerin Sek.

Beispiel: 16.000 Schwingungen in der Sekunde sind 16.000 Hz bzw. 16 kHz.

Wie weit reicht ein gesendetes Signal?

Die Reichweite eines Signals ist abhängig von der Wellenlänge einer Frequenz und von der Signalstärke. Und, um genau zu sein, auch von der Dämpfung. Die Signalstärke wird durch die Sendeleistung bestimmt. Die Wellenlänge l wird in Meter angegeben. Dafür gilt folgende Formel:
Formel zur Berechnung der Wellenlänge l
Die Lichtgeschwindigkeit ist ein Konstante. Der Wert beträgt 300.000.000 m/s (Meter pro Sekunde) oder 300.000 km/s (Kilometer pro Sekunde).
Beispiel:

Beispiel der Formel zur Berechnung der Wellenlänge l Durch die oben genannte Formel ergeben sich unterschiedliche Wellenlängen aus den Frequenzen. Geht man davon aus, das die Sendeleistung konstant ist, so bestimmt die Wellenlänge die Reichweite. Das heißt, bei konstanter Sendeleistung nimmt die Reichweite des Senders proportional zur Wellenlänge ab. Halbiert man die Wellenlänge nimmt die Reichweite drastisch ab. Je höher eine Frequenz, desto geringer die Reichweite.

 

Allgemeinen Erkenntnissen nach ist die Reichweite von Funksignalen geringer, je höher der Frequenzbereich ist, in dem gefunkt wird. Das gilt aber nur, wenn die Funksignale omnidirektional oder sektorweise abgestrahlt werden. Bei allen Mobilfunktechniken bis 5G hat man das so gemacht.
Ganz anders sieht das beim Einsatz von Richtantennen aus. Hier kehrt sich das Verhalten um: Das Funksignal wird bei gleicher Sendeleistung mit höherer Frequenz besser und hat eine höhere Reichweite.
Technisch spricht man von geführten Richtfunksignalen. Dazu muss man aber noch den Frequenzbereich zwischen 95 GHz und 3 THz erforschen.

Kann ein Signal einfach so auf einer Frequenz gesendet werden?

Nein, das geht nicht. Damit kein Frequenz-Chaos entsteht, sind Frequenzen bzw. Frequenzbereiche einer Anwendung zugeteilt. Z. B. für Radio, Fernsehen, Amateurfunk, CB-Funk, Flugfunk, Schiffsfunk, Taxi, Polizei, Feuerwehr, Mobilfunk, etc. Die Funktechnik ist sehr weit fortgeschritten. So weit, dass sogar für lokale Netzwerke der freie Raum als Übertragungsmedium genutzt wird. Und weil das Übertragungsmedium praktisch kostenfrei zu Verfügung steht, wird es auch gerne und viel genutzt. Die Dichte der Funksysteme ist so hoch, dass der störungsfreie Betrieb nur durch gesetzlich vorgeschriebene Abstände zwischen den Frequenzbereichen möglich ist.

Dämpfung der Funkwellen

Leider haben Funkwellen den Nachteil, dass sie mit der Reichweite schwächer werden. Das bedeutet, Funkwellen haben keine unendliche Reichweite. Funkwellen werden durch Gegenstände gedämpft. Je nach Materialbeschaffenheit und -zusammensetzung der Hindernisse ergeben sich unterschiedliche Dämpfungseigenschaften.

MaterialDämpfungBeispiele
Holz gering Möbel, Decken, Zwischenwände
Gips gering Zwischenwände ohne Metallgitter
Glas gering Fensterscheiben
Wasser mittel Mensch, feuchte Materialien, Aquarium
Mauersteine mittel Wände, Decken
Beton hoch massive Wände, stahlarmierte Betonwände
Gips hoch Zwischenwände mit Metallgitter
Metall sehr hoch Aufzugsschacht, Brandschutztüren, Stahlbetonkonstruktionen

Im Rahmen der Funkübertragung entstehen dabei folgende negative Effekte:

  • Absorption: Signal wird verschluckt
  • Reflexion: Signal wird zurückgeworfen
  • Brechung: Signal wird in eine andere Richtung umgelenkt
  • Streuung: Signalvervieltigung

Die Stabilität und Geschwindigkeit einer Funkverbindung haben mit der Reichweite des Signals und den störenden Eigenschaften im Raum zu tun. Je geringer die Reichweite, desto weniger Störungen können das Signal beeinflussen und desto höher kann die Übertragungsgeschwindigkeit sein. Je höher die Reichweite, desto mehr Störeinflüsse gibt es auf dem Weg zwischen Sender und Empfänger. Daraus resultieren Verbindungsabbrüche und lange Verbindungszeiten. Übertragungen über Kabel sind in der Regel immer schneller und stabiler.

Wie sicher ist Funktechnik?

Das in den freien Raum abgestrahlte Signal kann von jedem mitgehört werden, der sich in der Reichweite des Signals befindet bzw. der es empfangen kann. Hierbei besteht die Gefahr, dass ein Angreifer das Signal nicht nur abhört, sondern verändert und erneut sendet. Funksysteme, die mit manipulierten Signalen nicht umgehen können, weisen erhebliche Sicherheitsmängel auf.

Grundbegriffe in der Funktechnik

Im Rahmen der Funktechnik gibt es viele verschiedene Begriffe, die häufig verwendet werden, hinter denen sich meistens komplizierte physikalische Effekte verbergen.

Zukunft der Funktechnik

Die Zukunft der Funktechnik ist von Frequenzknappheit und dem ständig steigenden Bedarf nach höheren Übertragungsraten geprägt. Deshalb spielen in der Forschung und Entwicklung im Mobilfunk verschiedene Verfahren zur Steigerung von Kapazitäten und Datenraten in Mobilfunknetzen eine große Rolle.


Grundlagen der Funktechnik

Übersicht: Funktechniken und Funksysteme

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Funktechnik (Grundbegriffe)

Im Rahmen der Funktechnik gibt es viele verschiedene Begriffe, die häufig verwendet werden, hinter denen sich meistens komplizierte physikalische Effekte verbergen.

  • Polarisation
  • Richtcharakteristik
  • Reflektionen
  • Interferenz
  • Spektrale Effizienz

Die physikalischen Hintergründe werden im folgenden beleuchtet und verständlich erklärt.

 

Polarisation

Die Polarisation ist die Richtung in der sich die Schwingungen des elektrischen Feldes ausbreiten. Man unterscheidet zwischen vertikaler und horizontaler Polarisation.
Bei der vertikalen Polarisation schwingt die Welle von oben nach unten. Bei der horizontalen Polarisation schwingt die Welle von links nach rechts. Die Richtung der Polarisation ist durch die Richtung der elektrischen Feldlinien vorgegeben.

Richtcharakteristik

Die Richtcharakteristik wird auch als Abstrahlcharakteristik bezeichnet. Dabei wird die Eigenschaft der Antenne dargestellt, wohin sich die Wellen ausbreiten. Meist wählt man einen Schnitt durch das horizontale oder vertikale Strahlungsdiagramm. Bei der vertikalen Polarisation spricht man von der magnetischen Feldkomponente (H-Ebene). Bei der horizontalen Polarisation spricht man von der elektrischen Feldkomponente (E-Ebene). Bei komplexen Antennen mit vertikaler und horizontaler Polarisation wählt man eine räumliche Darstellung.

Reflexionen / Reflektionen

Reflexionen / Reflektionen

Reflektionen sind Störfaktoren bei der Funkübertragung. Sie entstehen dann, wenn Funksignale auf Hindernisse treffen und von dort in eine andere Richtung reflektiert werden. Das bedeutet, dass die elektromagnetischen Wellen an manchen Oberflächen abgelenkt oder zurückgeworfen werden.
Bei Reflektionen spricht man auch von Funkechos, die als abgeschwächtes Signal mehrfach auf unterschiedlichen Wegen zum Empfänger gelangen. Im Regelfall sind Reflektionen unerwünscht. Durch sie werden Interferenzen und Polarisationsdrehungen ausgelöst. Dadurch wird die Funkübertragung von Daten schwer umsetzbar und kompliziert.
Normalerweise haben Sender und Empfänger die gleiche Polarisation. Entweder vertikal oder horizontal. Da Polarisationsdrehungen von Funksignalen im Außenbereich praktisch normal sind, werden hier Antennen mit zirkularer Polarisation eingesetzt.
Doch es gibt durchaus Funkanwendungen, wo Reflektionen erwünscht sind. Wenn Sender und Empfänger keine Sichtverbindung haben, dann können Reflektionen dabei helfen, längere Strecken zu überbrücken. Bereits ein großes Gebäude kann als Reflektor dienen. Am besten eigenen sich Häuser mit glatten und leitenden Flächen.

Interferenz

Von Interferenzen spricht man dann, wenn es durch Reflektionen zu einer Verstärkung kommt, durch die andere Signale überlagert werden. Diesen Effekt bezeichnet man als Interferenz.
Im ungünstigsten Fall, wenn sich das Ursprungssignal und die Kopie überlagern, löschen sie sich gegenseitig aus. Das ist dann der Fall, wenn zwischen dem Hauptsignal und einem Echo eine halbe Wellenlänge Laufzeitunterschied liegt.
Interferenzen variieren je nach Ort und Frequenz sehr stark.

Spektrale Effizienz

Die spektrale Effizienz ist die Datenrate, die sich je Hertz (Hz) Frequenzbandbreite erzielen lässt. Sie wird in Bit/s/Hz angegeben. Je höher die spektrale Effizienz, um so effektiver werden die Frequenzen genutzt.
Eine höhere Datenrate lässt sich nur durch die Steigerung der spektralen Effizienz erreichen. Denn die Frequenzen sind auf Jahre hinaus eine feste Größe und lassen sich nicht beliebig erweitern.

Die Verbesserung der spektralen Effizienz erreicht man durch den Einsatz besserer Funkverfahren, die Erweiterung des Funkspektrums und durch die Verdichtung der Funkzellen durch mehr und kleinere Zellen.
In der Praxis erreicht z. B. LTE eine spektrale Effizienz von 15 Bit/s/Hz, was schon fast das theoretische Maximum ist. Um darüberhinaus eine höhere spektrale Effizienz zu erreichen, wird mit höheren Codierraten und Modulationen gearbeitet. Das gelingt aber nur mit einem hohen Signal-Rausch-Abstand in der Nähe der Basisstation. Zwischen den Datenraten in der Zellmitte und an den Außenrändern der Funkzelle klafft eine große Lücke.

 

Grundlagen der Funktechnik

 

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