Die Neumayer-Station in der Antarktis 70°40´S,08°16´W
Namensgeber der "Neumayer-Station"
Georg von Neumayer (Foto: NN)
Geboren: 21. Juni 1826 in Kirchheimbolanden
Gestorben: 24. Mai 1909 in Neustadt an der Weinstraße
Mit Herzblut für die Antarktis
Georg von Neumayer war Geophysiker und Hydrograph mit Herzblut für die Wissenschaft und die Antarktis. Heute ist der 1826 geborene Neumayer vor allem für sein Engagement in der Südpolarforschung und seine Rolle als Wissenschaftsorganisator bekannt.
Der später geadelte Georg Neumayer studierte zunächst in München Geophysik und Hydrographie - neben seinem Studienabschluss hat er 1851 auch ein Steuermannspatent in der Tasche. Erste Seereisen führen den Wissenschaftler nach Brasilien und Australien. Hier gründet er 1857 in der Stadt Melbourne das Flagstaff-Observatorium für Geophysik, Magnetismus und Nautik und baut es als Direktor erfolgreich weiter aus.
Nach seiner Rückkehr in die deutsche Heimat leitet er in der Zeit von 1876 bis 1903 als erster Direktor die von ihm mitbegründete Deutsche Seewarte in Hamburg. Den Zusatz "von" erhält er 1900 durch die Verleihung des Komturordens des Bayerischen Verdienstordens der Krone.
Ein Denkmal der besonderen Art
Neben geophysikalischen und meereskundlichen Arbeiten zeichnet sich Georg Neumayer durch sein Engagement in der Polarforschung aus: Neumayer hat ab 1879 den Vorsitz der Internationalen Polarkommission und ist wesentlich am Zustandekommen des ersten Internationalen Polarjahres 1882/83 sowie des Antarktischen Jahres 1901 beteiligt. In diesem Jahr startet auch die deutsche Antarktisexpedition mit dem Forschungsschiff "Gauß". 1909 stirbt Neumayer in Neustadt an der Weinstraße.
Für seinen Einsatz in der Südpolarforschung hat das AWI dem Wissenschaftler in der Antarktis ein Denkmal der besonderen Art gesetzt. Die deutsche Antarktisforschungsbasis am Ekström-Schelfeis trägt – wie schon die beiden Vorgänger-Stationen – seinen Namen: Neumayer-Station III.
Für weiter sehr Interessante Informationen:
- Fundament: Die Gesamtlast von etwa 2300 Tonnen verteilt sich auf 16 Fundamentplatten. Die Station wird in regelmäßigen Abständen mit Hilfe von hydraulischen Stützen angehoben, um den Schneezutrag auszugleichen.
- Fahrzeughalle: In der Garage findet der gesamte Fuhrpark (Kettenfahrzeuge und Skidoos) ausreichend Platz. Im Zwischendeck sind zusätzliche Lager und Technikräume eingebaut.
- Kraftstation: Ein intelligentes Managementsystem steuert die elektrische und thermische Energieversorgung der Station. Der Anteil der Windenergie soll in den kommenden Jahren schrittweise durch weitere Windkraftanlagen erhöht werden.
- Ballonfüllhalle: Meteorologische Ballonsonden werden aus der Halle auf dem Außendeck der Station gestartet.
- Treppenhaus
- Wohn- und Arbeitsräume
- Wasserversorgung: Über eine Schneeschmelze wird die Versorgung der Station mit Trinkwasser gewährleistet.
- Zufahrt: Über eine verschließbare Rampe aus Schnee gelangen die Fahrzeuge in die Garage der Station.
Autor.:13DW100
Veranstaltungen des Alfred-Wegner Institut
AWI in den Medien
"Dramatische Änderung in der Eisbedeckung"
Deutschlandfunk Kultur (Audio) | 09.08.2018
Der vermüllte Planet
Spiegel online (Multimedia) | 27.08.2018
Die Lehren eines heißen Sommers
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Zeit online | 20.08.2018
Autor.:13DW100
Die Bibliothek im Eis
Die südlichste Bibliothek Deutschlands liegt auf 70°40´S, 08°16´W und steht seit nunmehr zehn Jahren in einer der unwirtlichsten Regionen der Erde. Im Südsommer 2004/2005 schuf der Kölner Künstler Lutz Fritsch auf dem antarktischen Ekström-Schelfeis die „Bibliothek im Eis“ – um dort in der Weite des „weißen Kontinents“ einen Raum für den Austausch zwischen Wissenschaft und Kultur zu schaffen. Seitdem ist der Bibliothekscontainer samt seiner Büchersammlung ein fester Bestandteil der Neumayer-Station.
Auf den Kirschholz-Regalen des grünen, isolierten Containers stehen heute knapp 700 Bücher. Jedes Jahr kommen neue Romane, Sachbücher, Bildbände und Biografien hinzu – jedes eine Spende eines bekannten oder aufstrebenden deutschen Künstlers, Schriftstellers, Musikers oder Wissenschaftlers jeglicher Disziplin. In ihren persönlichen Widmungen erläutern sie, warum sie gerade dieses Buch ausgewählt haben und es den Menschen, die an der antarktischen Forschungsstation überwintern, an die Hand geben möchten.
Welche Bücher in den Regalen stehen und wer sie gestiftet hat, das wissen nur die Wissenschaftler und Techniker vor Ort und natürlich Lutz Fritsch. Der Künstler und Initiator der „Bibliothek im Eis“ hat jeden Stifter persönlich angeschrieben und um ein Buch gebeten. „Jedes Buch ist ein sehr persönliches Geschenk an die Überwinterer der Forschungsstation. Teil der Idee der „Bibliothek im Eis“ ist es deshalb auch, sowohl den Schenker, als auch sein ausgewähltes Buch geheim zu halten. Für uns hier bleibt die Bibliothek so fiktiv, doch für die Wissenschaftler vor Ort ist sie real und birgt eine sehr spezielle Büchersammlung, die genau für diesen einen einmaligen Ort bestimmt ist“, erklärt Lutz Fritsch.
Von der Idee zur Umsetzung
Die Idee zur „Bibliothek im Eis“ kam Lutz Fritsch auf seiner ersten Expedition in die Antarktis in der Sommersaison 1994/1995. Als erster deutscher Künstler reiste er an Bord des Forschungseisbrechers Polarstern an die damalige Neumayer-Station des Alfred-Wegener-Instituts. Die Labore und Wohnräume der alten Station – der zweiten Neumayer-Station – lagen komplett unter dem Eis. „Ich wollte deshalb einen geschützten Raum auf dem Eis schaffen, in dem die Bewohner der Forschungsstation in die Weite des Schelfeises blicken können. Ich wollte ihnen ermöglichen, hier die Ruhe und Inspiration zu finden, um über die Natur, die Zivilisation, Wissenschaft und Kultur nachzudenken“, erzählt der Künstler.
Zehn Jahre später war es soweit: Zum Jahreswechsel 2004/2005 fuhr Lutz Fritsch zum zweiten Mal in die Antarktis. Diesmal um sein Kunstprojekt „Bibliothek im Eis“ aufzubauen. Den isolierten Container, der die Bibliothek beherbergen sollte, hatte das Alfred-Wegener-Institut Lutz Fritsch für sein Vorhaben zur Verfügung gestellt und in die Antarktis transportiert.
Der Künstler hatte mit finanzieller Unterstützung privater Sponsoren den Container bereits in Köln mit Bücherregalen, Beleuchtung, Tisch und Ledersofa ausgestattet und die Außenwände in den Farbtönen Maigrün, Smaragdgrün, Gelbgrün und Laubgrün lackiert, Dach und Boden in rot. „Ich habe lange über die richtige Farbe für die Bibliothek nachgedacht, bis mir klar wurde, dass er nur grün sein konnte. Grün gibt es in der Antarktis einfach nicht: Das Eis ist weiß, mal grau, mal blau, die Schutzanzüge der Polarforscher rot. Somit erschien Grün mir als die Sehnsuchtsfarbe der Überwinterer“, sagt Lutz Fritsch.
Der grüne Container ist seitdem ein fester Bestandteil der Forschungsstation geworden. So ist der Stationsleiter jedes Überwinterungsteams beispielsweise auch automatisch Bibliothekar. Und als im Jahr 2009 die Neumayer-Station III eröffnet wurde, zog auch die „Bibliothek im Eis“ auf dem Schelfeis um. Die neue Station liegt zwar nicht mehr unter dem Eis, dennoch trennen die Station und die Bibliothek immer noch ein Fußweg von 100 Metern. „Die Überwinterer sollen bewusst den Weg von der Wissenschaft zur Kultur gehen“, sagt Lutz Fritsch.
Aktuelle Positionskarten Polarstern
Stündlich aktualisierte Kursplots des Forschungseisbrechers F.S. "Polarstern" des Alfred-Wegener-Instituts, Hemholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung mit Meereisdaten der Universität Bremen (Institut für Umweltphysik) finden sich hier.